Montag, 18. November 2013

Kamelmarkt in Pushkar



Nach einer wenig aufregenden Woche in Delhi haben Anne, Jan und ich uns Freitagnacht nach Pushkar aufgemacht. Die Reise erfolgte diesmal im Sleeperbus, das heißt anstatt Sitzen sind im Bus links und rechts Schlafkabinen angebracht wo man relativ bequem liegt. Der Bus sollte am „Old Punjab Bus Stand, Shop No 6, near Old Delhi Railway Station“ abfahren - aha -, also sind wir am Abend mit der Metro an den Chandni Chowk gefahren und nach einigem Hin und Her (weil die Einheimischen selbst nicht so genau wussten - oder wissen wollten - wo das ist) mit dem Tuc-Tuc zum Busstand. Diskussion um den Preis as usual. Dort angekommen mussten wir leider ziemlich lange warten weil der Bus über eine Stunde zu spät kam. Das ist mit dem Riesenrucksack auf dem Rücken nicht so ganz witzig, denn es war ziemlich spät schon und man konnte den Rucksack wegen des wirklich üblen Drecks am Boden nicht abstellen. Ich hab mich dann auf einen freien Gartenplastikstuhl vor einem der Shops gesetzt, musste das aber mit ein paar blöden Sprüchen von Indern und dem ständigen Uringeruch (aus der Klo-Gasse neben dem Shop) bezahlen. Aber wenigstens sitzen ;o)
Na, als der Bus denn kam, war es innen drin wenigstens sauber und auch wenn ich öfter mal aufgewacht bin wegen der indischen Fahrweise sind wir morgens um neun wohlbehalten in Pushkar - verzeihung, irgendwo am Straßenrand einer Ausfallstraße - angekommen. Hier hat uns Marc, der Besitzer unseres Hotels, und sein Sohn mit den Motorrädern abgeholt und zum Hotel gefahren. Marc ist Franko-Kanadier, lebt aber mit seiner indischen Frau und den Kindern schon genauso lange hier, wie ich auf der Welt bin. Das Hotel an sich ist richtig super, wir wohnen in einer Art Bungalow mit direktem Zugang zum Garten und auch die Pferdeboxen grenzen direkt an - juhu!! Es ist echt schön hier und mir gefällt, dass hier Hunde, Rinder und Pferde (die aber angebunden) direkt im Garten herumspringen.

Am ersten Tag haben wir uns erstmal von der Busfahrt erholt und sind, nachdem es etwas abgekühlt hatte (hier herrscht quasi Wüstenklima - tagsüber sehr warm, nachts ziemlich kühl), in die Stadt gelaufen. Das ist dann in eine ausgiebige Shoppingtour ausgeartet, denn Rajasthan ist berühmt für seinen Silberschmuck. Außerdem habe ich meine Schalsammlung erweitert… Und wir sind ein paar Hindupriesterin in die Hände gefallen, die so ihre ganz eigene Vorstellung von Religion hatten. Anne und ich hatten Jan in einem Restaurant „zurückgelassen“ weil wir noch ein paar Meter weiter laufen wollten und Jan keine Lust mehr zum Einkaufen hatte. Wir sind dann ziemlich gleich am Pushkar Sarovar (See) gelandet, wo wir von ebenjenen Priestern darauf hingewiesen wurden, dass man hier nicht fotografieren darf. Unsere Erklärungsversuche, dass wir nur das Bergpanorama weit HINTER dem See fotografiert hatten (wir wussten ja, dass man an den Ghats nicht fotografieren durfte wegen der badenden Pilger), fruchteten gar nichts, aber wir wurden eingeladen, doch eine Gebetszeremonie zu machen. Na ja, damit sich die Gemüter beruhigen, dachte ich, kann’s ja nicht schaden. Anne und ich bekamen jeder einen separaten Priester und dann mussten wir die Gebete nachsprechen und bekamen Blumen die zerpflückt wurden und dann in den See geworfen. Tja, und dann kam die Stelle an denen die netten Leute Geld wollten. Wir hätten jetzt gefälligst was zu spenden, und zwar in Euro, nicht in Landeswährung. Ich war völlig überrumpelt und sagte ihm, ich hätte überhaupt keine Euro dabei (stimmte ja auch) und überhaupt nur zehn Rupien, wurde er richtig böse und hat uns danach ziemlich beschimpft und gesagt, was wir hier eigentlich wollten und wir sollten verschwinden. Sehr freundlich…

Wir sind dann noch bis abends in der Stadt unterwegs gewesen, aber ich persönlich war nach dem Abendessen ziemlich froh, dann zuhause angekommen zu sein. Man muss sich vorstellen, dass Pushkar gewöhnlich ca. 15.000 Einwohner hat, während sich während der Messe hier bis zu 500.000 Menschen aufhalten. Dementsprechend voll war es und außerdem hat sich der Ausnahmezustand ungut auf die Gruppen junger Männer ausgewirkt, die sich wohl mindestens betrunken oder auch sonstwie berauscht hatten und teilweise extrem lästig waren. Das ging von verbalen Belästigungen bis hin zu „zufälligen“ Berührungen - wobei wir uns schon zu helfen wussten. Trotzdem war ich froh, in der Gruppe unterwegs zu sein.

Gestern wollten wir ziemlich früh los, um pünktlich im Stadion zu sein. In dem Restaurant, in dem wir tags zuvor zu Abend gegessen hatten, hatten wir nämlich ein Programmheft bekommen und die Abschlusszeremonien mit Kamelparade und -rennen, Pferderennen etc. sollte um neun beginnen.
Ich wurde schon vor dem Frühstück aufgehalten, weil die schwarze Stute, die fünf Meter vor unserer Tür ihre Box hat, eine Kolik hatte und nicht aufstehen konnte oder wollte. Ich hab dann Marc informiert, der mit der indischen Gemächlichkeit eine halbe Stunde später nach ihr geschaut hat - da ging’s ihr aber dann schon besser, und sie hatte mir auch schon meine Frühstücksbanane aus der Tasche geklaut und verspeist.

Nach dem Frühstück sind wir ziemlich flott Richtung Stadion marschiert - so schnell es bei den Menschenmassen eben ging. Kurz nach neun waren wir da - und durften sofort auf der Ehrentribüne „for Foreigners“, direkt neben den VIP und den VVIP, Platz nehmen. Mittlerweile hätten wir’s ja besser wissen müssen - um neun hat natürlich gar nichts angefangen. Die Damen für den Abschlusstanz liefen zwar schon im Stadion herum, aber bis viertel vor elf hat sich mal überhaupt nichts getan. Bis dahin hatte sich dann auch die Kapelle direkt vor uns in Stellung gebracht und zwei, drei Stücke gespielt und die Damen tanzten, und dann kamen die Kamel- und Pferdeparaden und eine Art Pferderennen, bei denen die Reiter mit einem ewig langen Stab einen Quader, ich nehme an, aus Styropor oder was Ähnlichem, aufspießen mussten - aus dem vollen Galopp! Außerdem gab es noch ein Kamelrennen, das trotz der menschlichen Eckpfeiler ziemlich unkoordiniert ablief und die Ehrung der schönsten Kuh (oder so). Die Kühe fanden das allerdings gar nicht witzig (verständlich, mehrere hatten richtig volle Euter und eine konnte kaum mehr richtig laufen). Mehrere haben sich auch losgerissen, und eine raste sogar in Richtung Haupttribüne. Hui, wie die Inder rennen können…
Danach sind wir noch hinter dem Stadium über den „Mela Ground“ gelaufen, also die Sanddünen, wo der Markt an sich stattfand. Kamele waren irgendwie kaum mehr da, aber dafür jede Menge Pferde und Rinder - und freilebende Schweine.
Es war ziemlich heiß, deswegen sind wir recht bald geflüchtet und sind ins nächstbeste Restaurant gegangen. Mal nicht auf den Lonely Planet zu hören war in diesem Fall ein Fehler - der Service war unter aller Kanone und vom Tempeldach nebenan glotzten die jungen Männer die Touris an. Neben uns am Tisch saßen allerdings zwei Touristinnen, denen Anne die Titel „Dumm und Dümmer“ verpasste, weil sie sich a) direkt neben eine Gruppe junger Inder gesetzt haben und b) freundlichst mit ihnen geplaudert haben. Das mag ja bei uns nicht wirklich eine Sensation sein, aber hier kann das einfach falsch und als sexuelles Interesse aufgefasst werden. Einer der Kerle klebte dann auch an ihnen wie Fliegen am Honig und ist mit den zweien dann auch aus dem Restaurant raus.

Und dann machten wir den Fehler. Ich suchte nach einem bestimmten Armband und wir sind in diesen einen Juwelierladen rein. Und da saßen wir dann mehr als drei Stunden. Der wirklich nette ältere Herr hat immer neue Schätz hervorgezaubert und wir haben - alle drei - immer mehr für uns entdeckt. Schlussendlich, nach harten Verhandlungen, haben wir auch alle was gekauft und waren völlig erschöpft. Wir haben uns zum Little Italy in unserer Straße geschleppt, wo wir richtig leckere Suppen, Salate und (in meinem Fall) leicht verkochte Tagliatelle alla boscaiola (aber immerhin ohne irgendwelche indischen Gewürze!!!!) bekommen haben. Außerdem Bierdosen mit Alufolie umwickelt und in Pappsaftbechern serviert ;o) danach waren wir richtig fertig und nach einer Dusche (Wasserfarbe: schwarz) fiel ich einfach nur noch ins Bett.

Heute haben wir ausgeschlafen und nachher werden Anne und ich noch reiten gehen, abschließende Einkäufe tätigen und nach dem Abendessen in den nächsten Sleeperbus kriechen.

Im Sleeperbus ;o)

Mein Bettchen in Pushkar (wird mit Feivel geteilt *lol*)

Ein Teil unseres Begrüßungskomitees in Pushkar

Finde den Fehler...

Warten auf den Abschlusstanz der Pushkar Fair 2013

Eine Teilnehmerin der Pushkar Fair 2013

Sieger des Moustache-Wettbewerbes einige Tage zuvor

Kamelparade

Kamelparade

...immer noch Kamelparade...

...immer noch...

...das auch...

Mela Ground

Wild(?)Schwein

Mela Ground

Zwei bis drei Kamele



Pferdeparade - Kinder einer Reitschule zeigen ihr Können

Pferderennen

Menschenmassen im Stadion

Holi-Farben auf dem Sadar Bazaar

Pushkar Sarovar bei Nacht

Garküche am Sadar Bazaar

Ziege auf Mauer

Gratisausgabe von Bananen


Zuckerrohrpresse für Zuckerrohrsaft

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