Freitag, 8. November 2013

Gute und schlechte Momente

Heute hab ich’s auch eher ruhig angehen lassen. Nach einem ausgiebigen Frühstück bin ich gegen Mittag losgelaufen und hab mal versucht, ob ich den Sri-Durgiana-Tempel finde. Meine Devise war: falls ein Rikschafahrer des Wegs kommt, darf er mich hinfahren, falls nicht, laufe ich. Es kam keiner (!), aber nach ca. fünf Minuten Gehzeit hab ich schon das erste Schild entdeckt und es war auch wirklich nicht weit.
Der „Silberne Tempel“ (so genannt wegen der silbernen Türen) ist nicht halb so großartig wie der Goldene Tempel, aber weit ruhiger. Im Teich rundum das Heiligtum tummeln sich ebenfalls riesige Goldfische, die beständig an der Oberfläche schwammen und da ihre Mäuler aufrissen. Ob das so ist, weil die gelernt haben, dass die Menschen ihnen Futter zuwerfen oder ob sie schlicht und ergreifend an Sauerstoffmangel in dem Tümpel leiden, weiß ich leider nicht. Vielleicht kann mich ja jemand aufklären.
Gerade als ich ein paar Fotos von Statuen gemacht habe, sprach mich ein Herr, so um die fünfundvierzig an, woher ich käme. Na ja, die Frage ist an sich nichts Neues und somit Erwähnenswertes, aber er kannte tatsächlich Österreich, sprach sogar etwas Deutsch und erklärte mir, er sei Geographielehrer. Außerdem sei in fünf Minuten im Tempel eine Gebetszeremonie und ich solle doch bitte mit hinein kommen. Hier hab ich mich erst mal blamiert, indem ich ihm erklärte, ich sei keine Sikh und ob das was ausmachte - völlig verpeilend, dass ich mich in einem hinduistischen Tempel befinde. Aber er erklärte ganz nonchalant, das mache nichts, ich solle doch bitte mitkommen. Also bin ich da rein und er hat mir erklärt, wo ich jeweils hin stehen muss und am Ende sagte er, jetzt geh zu dem Priester da vorn und wiederhole das Wort, das ich dir jetzt sage (ich hab’s schon wieder vergessen).
Ohne zu wissen, was ich da sage, bin ich also nach vorne gegangen und hab das Wörtchen brav aufgesagt - und hab eine Blumenkette bekommen ;o) das ist wohl ein Zeichen Shivas und bedeutet irgendwie, dass er mich gehört hat oder so.
Dann hat er mir noch ein paar nützliche Hinduwörter aufgeschrieben, die werd ich auswendig lernen - dann kann ich mich zumindest etwas verständlich machen ;o)

Nach dem Tempel wollte ich eigentlich ein wenig durch die Altstadt laufen, aber bereits in der ersten Seitengasse weg von der Hauptstraße wurden die Leute so lästig und aufdringlich, dass ich mich nicht mehr wohlgefühlt hab und stattdessen wieder zum Café Coffee Day geflüchtet bin.
Wie ich da so über meinem Mangoshake sitze, kommt ein junger Inder her und fragt, ob an meinem Tisch noch frei sei. Es hat mal eine Sekunde gedauert, bis ich überrissen hatte, dass der nicht den Stuhl mitnehmen will, sondern sich dazusetzen. Weil mir aber nach dem ganzen Trubel nach Ruhe war und ich mich eigentlich nicht unterhalten wollte, hab ich ihm (wie ich meine, höflich) gesagt, dass ich es bevorzugen würde, allein zu bleiben. Daraufhin ist er an einen anderen (leeren) Tisch abgezogen und hat mir durch das halbe Lokal noch „White trash“ mit auf den Weg gegeben. Das hat mich nun nicht weiter aus der Ruhe gebracht, sondern mich darin bestärkt, dass der nun wirklich nicht der Richtige für eine Unterhaltung gewesen wäre.
Ein paar Minuten später hat mich dann das englische Pärchen einen Tisch weiter angesprochen - und es hat sich doch noch ein Gespräch entwickelt. Die waren aber wirklich nett.
Das muss auf jeden Fall das Fass zum Überlaufen gebracht haben, denn als der Kerl dann gegangen ist, fühlte er sich dazu bemüßigt, mir in voller Lautstärke zu erklären, dass ich mich gefälligst hier wie ein Gast und nicht wie eine Königin zu benehmen hätte und ihn gefälligst nicht so rüde zu behandeln hätte. Mein Einwand, dass die Diskussion offensichtlich zu nichts führe und ich ihm noch einen schönen Tag wünsche, hat er dreimal ignoriert und dann unter Beschimpfungen zur Kenntnis genommen und ist abgezischt.

Na ja, ich bin dann auch gleich mal gegangen und hinüber zum Jallianwala Bagh gegangen. In diesem Park fand 1919 ein furchtbares Massaker an Indern statt, die für die Unabhängigkeit ihres Landes demonstrierten. Die britische Armee eröffnete ohne Vorwarnung das Feuer und stellte dies erst wieder ein, nachdem deren Munition fast vollständig aufgebraucht war. Über die Zahl der Todesopfer wird auch heute noch, fast einhundert Jahre danach, debattiert. Geschätzt werden über 1.500 Todesopfer, darunter viele Frauen und Kinder. An manchen Stellen kann man noch immer die Einschusslöcher sehen, auch ein Erinnerungsmuseum gibt es und eine Ewige Flamme.

Morgen geht’s auch schon wieder zurück nach Delhi und am Montag beginnt mein letzter Block Unterricht. Da ich nur einen Kurs am Nachmittag habe, bleibt mir am Vormittag vielleicht noch Zeit, um ein paar weitere Sehenswürdigkeiten in Delhi anzuschauen.


This morning I took it easy. After a copious breakfast, I went off and tried whether I would be able to find Shri Durgiana Temple on my own. The motto was to allow an oncoming rickshaw driver to give me a lift and if none were coming along, I would walk. Not even one passed me (!) but voilà - after five minutes walking, I saw the first sign guiding me.
The “Silver Temple” (because of its silver doors) is not half as great as the Golden Temple but on the plus side, it was far more peaceful. In the pond surrounding the sanctuary many goldfish cavorted, too. They kept swimming just below the surface and whether they do so because they have learnt that people keep feeding them or simply because oxygen is short in that pond, did not become apparent to me. Maybe someone can enlighten me.
Just as I took some pictures of the statues, a man around forty came to me and asked me where I come from. Oh well, this question by itself is neither new nor worth mentioning, but he really knew Austria, even spoke some German and explained me that he was a geography teacher. Moreover, in a few minutes a praying ceremony would start in the temple and if I would like to join him. At this point, I made a fool of myself, explaining him that I was no Sikh and whether this would make a difference - completely ignoring the fact that I was standing in a Hinduistic temple. However, he simply told my very nonchalantly that this would not matter and if I please enter. Therefore, I walked in, he explained to me where I was supposed to stand, and at the end he told me, go now to the priest and repeat the words I’m telling you now (I’ve already forgotten them).
Without knowing what I was doing, I walked forwards and repeated the word - and got a necklace of flowers! This is supposed to be a sign of Shiva and means somehow he has heard me or something like that.
After that, he wrote down some Hindi words for me that are quite useful. I’m going to learn them by heart so I will be able to communicate a bit better.

After the visit in the temple I intended to stroll around the old part of the city but already on my first sidestep from the main street people were such a nuisance that I gave up on the plan and fled to the Café Coffee Day again.
While I was sitting there with my Mango Shake, a young Indian guy came to me and asked whether the other chair at my table was supposed to be free. It took me a second to realize that he didn’t want to take the spare chair but to join me at the table. It was just that I was seeking some rest after the hustle and bustle and so I told him (polite, as I take it) that I would prefer to stay alone. Thereupon he walked over to another (empty) table, but not without calling me “white trash” through half the café. Well, that only showed me he would not have been the right one for a conversation anyway.
A few minutes later, the couple sitting at the next table addressed me - and a conversation evolved notwithstanding. They were nice, though.
That must have been the last straw for the guy because as he left, he felt obliged to tell me on full blast that I better have to behave as a guest and not as a queen and that I better not be that rude to him. My objection that this discussion surely would lead us nowhere and that I would like to wish him a nice day was something he ignored thrice before noticing it and leaving, still abusing me

Oh well, I left myself shortly after that and crossed the street to Jallianwala Bagh. In this park, a terrible massacre on Indians took place in 1919 whilst they were demonstrating for an independent India. The British Army opened fire on the people without warning and only stopped it when the munitions were almost finished. The discussion about the death toll still isn’t finished - after almost one hundred years have passed. The estimation is around 1,500 dead men, women and children. On some places, you can still see the bullet holes in the walls around the park, and apart from that, there is a small memory museum as well as an Eternal Flame.

Tomorrow I will already head back to Delhi and on Monday, my last block of lectures is about to start. Because I will only attend one course in the afternoon, maybe I will have time to do a bit more sightseeing.

Einschusslöcher an der Wand

Jallianwala Bagh

Der Brunnen, in den viele sprangen bei dem Versuch, sich zu reten

Memorial im Jallianwala Bagh-Park

Statue von Shiva im Shri Durgiana Tempel

Die namensgebenden Silbertüren im Shri Durgiana Tempel

Shri Durgiana Tempel

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