Heute war ich zur Abwechslung mal ein bisschen aktiver - ich
war mit Jan unterwegs und wir haben uns das Toilettenmuseum angeschaut. Schon
die Anreise war eine ziemliche Strapaze weil das Museum ziemlich weit draußen
liegt - daher haben wir uns sowohl in das Getümmel am Central Secretariat und
am Rajiv Chowk (die zwei Hauptumsteigebahnhöfe der Metro) geworfen als auch mal
wieder einen Tuc-Tuc-Fahrer niedergerungen (verhandlungstechnisch, versteht
sich).
Aber es hat sich echt gelohnt! Sulabh International, der
Betreiber des Museums, ist eigentlich eine NGO, die ziemlich gut in Sachen
Nachhaltigkeit und Erhöhung der Hygienestandards in Indien unterwegs ist. Sie
finanzieren sich durch Beratung, Housekeeping und durch den Betrieb
öffentlicher Toiletten und sind so unabhängig von Spenden - und damit auch in
anderer Hinsicht.
Das Museum selbst besteht einerseits aus einer Art
Produktausstellung der aktuell vertriebenen Toiletten des Unternehmens. Dabei
wurde uns erklärt, dass beim Bau einer Toilettenanlage stets darauf geachtet wird,
dass Materialien verwendet werden, die in der jeweiligen Region ohnehin
vorkommen, so beispielsweise Schilfmatten, gebrannte Ziegelsteine oder
Kokosfasermatten. Die Anlage selbst ist dann so konzipiert, dass sie mit
möglichst wenig Wasser auskommt und besteht einerseits aus dem Häuschen selbst
und aus zwei in die Erde gegrabenen Schächten. Jeweils ein Schacht dient dabei
als Sickergrube, während der zweite verschlossen ist. Ist der erste Schacht
voll, wird gewechselt. Der Clou dabei ist, dass die Schächte nicht versiegelt
sind, sondern zur Erde hin offen (man sieht das gut auf den Fotos, stets sind
Löcher in der Wand). Dadurch werden Flüssigkeit und Gas absorbiert, während der
Rest trocknen kann und sich später leicht entfernen lässt und auch als Dünger
verwendet werden kann, wenn man das möchte. Das System funktioniert immer so,
dass die Schächte gewechselt werden können.
Ein weiterer Teil des Museums ist der Komplex selbst, in dem
auf einen nachhaltigen Haushaltskreislauf geachtet wird. Die im Komplex
anfallenden Exkremente werden einer Biogasanlage zugeführt, welche diese in
trockenen Dünger, Gas (welches in der Küche, in Gaslampen und durch einen
Generator zur Stromgewinnung dient) und Flüssigkeit trennt. Die Flüssigkeit
wird mit verschiedenen Verfahren soweit gereinigt, dass sie wiederum als
Gießwasser zur Verfügung steht - oder auch zur Toilettenspülung, womit sich der
Kreis schließt.
Das eigentliche Museum schließlich befindet sich in einem
ziemlich kleinen Raum, aber wir haben mit Hilfe unseres kompetenten und
lustigen Führers über eine Stunde darin verbracht. Er erklärte uns die
Entwicklung der Toilette, auch in verschiedenen Kulturen, zeigte uns die
Ausstellungsstücke aus den verschiedenen Jahrhunderten und Kontinenten und
erzählte uns so manches Kuriosum rund um die Toilette.
Nach dem Besuch des Museums gingen wir noch in die Shopping
Mall, die ich das letzte Mal in der Gegend vergeblich gesucht hatte - es
stellte sich heraus, dass ich damals genau eine Haltestelle zu wenig weit
gefahren bin…
Anschließend wollten wir noch zum Tibet Market, aber der,
den wir gefunden haben war leider gar nicht tibetisch (außer, was die Verkäufer
betrifft) und so sind wir dann nach Hause gefahren, war eh schon wieder fast dunkel…
Morgen werden wir vielleicht nochmal in unsere geliebte
Select City Walk (Stamm-Shopping-Mall, soweit es sowas gibt ;o)) gehen - ich
freu mich schon auf die leckere Spinat-Hühnchen-Quiche beim Starbucks, ich bin
regelrecht süchtig nach der! - und ich muss noch ins Reisebüro, ein paar Züge
& Flüge buchen. Meine Zeit in Delhi neigt sich nämlich dem Ende zu - am
Samstag werd ich unsere Wohnung zum letzten Mal verlassen. Schon jetzt fühlt es
sich seltsam an, dass dieser Teil meines Indienaufenthalts nun bald zu Ende ist…
danach werde ich für sieben Wochen sozusagen heimatlos sein. Ich werde mir also
sehr genau überlegen müssen, was ich alles in meinen Rucksack packe ;o)
Was zum Ausprobieren ;o) |
Toilettensystem mit Abfluss & zwei Schächten |
Verschiedene Toilettenmodelle der Sulabh International |
Österreichische Toilette aus dem 19. Jahrhundert |
...als Toilette verwendet werden! |
Ich auf einem französischen Toilettensessel von Louis Ich-Weiß-Nicht-Mehr-Welcher |
Skurriles... |
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