Nach einer wenig aufregenden Woche in Delhi haben Anne, Jan
und ich uns Freitagnacht nach Pushkar aufgemacht. Die Reise erfolgte diesmal im
Sleeperbus, das heißt anstatt Sitzen sind im Bus links und rechts Schlafkabinen
angebracht wo man relativ bequem liegt. Der Bus sollte am „Old Punjab Bus
Stand, Shop No 6, near Old Delhi Railway Station“ abfahren - aha -, also sind
wir am Abend mit der Metro an den Chandni Chowk gefahren und nach einigem Hin
und Her (weil die Einheimischen selbst nicht so genau wussten - oder wissen
wollten - wo das ist) mit dem Tuc-Tuc zum Busstand. Diskussion um den Preis as
usual. Dort angekommen mussten wir leider ziemlich lange warten weil der Bus
über eine Stunde zu spät kam. Das ist mit dem Riesenrucksack auf dem Rücken
nicht so ganz witzig, denn es war ziemlich spät schon und man konnte den
Rucksack wegen des wirklich üblen Drecks am Boden nicht abstellen. Ich hab mich
dann auf einen freien Gartenplastikstuhl vor einem der Shops gesetzt, musste
das aber mit ein paar blöden Sprüchen von Indern und dem ständigen Uringeruch
(aus der Klo-Gasse neben dem Shop) bezahlen. Aber wenigstens sitzen ;o)
Na, als der Bus denn kam, war es innen drin wenigstens
sauber und auch wenn ich öfter mal aufgewacht bin wegen der indischen Fahrweise
sind wir morgens um neun wohlbehalten in Pushkar - verzeihung, irgendwo am
Straßenrand einer Ausfallstraße - angekommen. Hier hat uns Marc, der Besitzer
unseres Hotels, und sein Sohn mit den Motorrädern abgeholt und zum Hotel
gefahren. Marc ist Franko-Kanadier, lebt aber mit seiner indischen Frau und den
Kindern schon genauso lange hier, wie ich auf der Welt bin. Das Hotel an sich
ist richtig super, wir wohnen in einer Art Bungalow mit direktem Zugang zum
Garten und auch die Pferdeboxen grenzen direkt an - juhu!! Es ist echt schön
hier und mir gefällt, dass hier Hunde, Rinder und Pferde (die aber angebunden) direkt
im Garten herumspringen.
Am ersten Tag haben wir uns erstmal von der Busfahrt erholt
und sind, nachdem es etwas abgekühlt hatte (hier herrscht quasi Wüstenklima -
tagsüber sehr warm, nachts ziemlich kühl), in die Stadt gelaufen. Das ist dann
in eine ausgiebige Shoppingtour ausgeartet, denn Rajasthan ist berühmt für
seinen Silberschmuck. Außerdem habe ich meine Schalsammlung erweitert… Und wir
sind ein paar Hindupriesterin in die Hände gefallen, die so ihre ganz eigene
Vorstellung von Religion hatten. Anne und ich hatten Jan in einem Restaurant „zurückgelassen“
weil wir noch ein paar Meter weiter laufen wollten und Jan keine Lust mehr zum
Einkaufen hatte. Wir sind dann ziemlich gleich am Pushkar Sarovar (See)
gelandet, wo wir von ebenjenen Priestern darauf hingewiesen wurden, dass man
hier nicht fotografieren darf. Unsere Erklärungsversuche, dass wir nur das
Bergpanorama weit HINTER dem See fotografiert hatten (wir wussten ja, dass man
an den Ghats nicht fotografieren durfte wegen der badenden Pilger), fruchteten
gar nichts, aber wir wurden eingeladen, doch eine Gebetszeremonie zu machen. Na
ja, damit sich die Gemüter beruhigen, dachte ich, kann’s ja nicht schaden. Anne
und ich bekamen jeder einen separaten Priester und dann mussten wir die Gebete
nachsprechen und bekamen Blumen die zerpflückt wurden und dann in den See
geworfen. Tja, und dann kam die Stelle an denen die netten Leute Geld wollten.
Wir hätten jetzt gefälligst was zu spenden, und zwar in Euro, nicht in
Landeswährung. Ich war völlig überrumpelt und sagte ihm, ich hätte überhaupt
keine Euro dabei (stimmte ja auch) und überhaupt nur zehn Rupien, wurde er
richtig böse und hat uns danach ziemlich beschimpft und gesagt, was wir hier
eigentlich wollten und wir sollten verschwinden. Sehr freundlich…
Wir sind dann noch bis abends in der Stadt unterwegs
gewesen, aber ich persönlich war nach dem Abendessen ziemlich froh, dann
zuhause angekommen zu sein. Man muss sich vorstellen, dass Pushkar gewöhnlich ca.
15.000 Einwohner hat, während sich während der Messe hier bis zu 500.000
Menschen aufhalten. Dementsprechend voll war es und außerdem hat sich der
Ausnahmezustand ungut auf die Gruppen junger Männer ausgewirkt, die sich wohl
mindestens betrunken oder auch sonstwie berauscht hatten und teilweise extrem
lästig waren. Das ging von verbalen Belästigungen bis hin zu „zufälligen“
Berührungen - wobei wir uns schon zu helfen wussten. Trotzdem war ich froh, in
der Gruppe unterwegs zu sein.
Gestern wollten wir ziemlich früh los, um pünktlich im
Stadion zu sein. In dem Restaurant, in dem wir tags zuvor zu Abend gegessen
hatten, hatten wir nämlich ein Programmheft bekommen und die
Abschlusszeremonien mit Kamelparade und -rennen, Pferderennen etc. sollte um
neun beginnen.
Ich wurde schon vor dem Frühstück aufgehalten, weil die
schwarze Stute, die fünf Meter vor unserer Tür ihre Box hat, eine Kolik hatte
und nicht aufstehen konnte oder wollte. Ich hab dann Marc informiert, der mit
der indischen Gemächlichkeit eine halbe Stunde später nach ihr geschaut hat -
da ging’s ihr aber dann schon besser, und sie hatte mir auch schon meine
Frühstücksbanane aus der Tasche geklaut und verspeist.
Nach dem Frühstück sind wir ziemlich flott Richtung Stadion
marschiert - so schnell es bei den Menschenmassen eben ging. Kurz nach neun
waren wir da - und durften sofort auf der Ehrentribüne „for Foreigners“, direkt
neben den VIP und den VVIP, Platz nehmen. Mittlerweile hätten wir’s ja besser
wissen müssen - um neun hat natürlich gar nichts angefangen. Die Damen für den
Abschlusstanz liefen zwar schon im Stadion herum, aber bis viertel vor elf hat
sich mal überhaupt nichts getan. Bis dahin hatte sich dann auch die Kapelle
direkt vor uns in Stellung gebracht und zwei, drei Stücke gespielt und die
Damen tanzten, und dann kamen die Kamel- und Pferdeparaden und eine Art
Pferderennen, bei denen die Reiter mit einem ewig langen Stab einen Quader, ich
nehme an, aus Styropor oder was Ähnlichem, aufspießen mussten - aus dem vollen
Galopp! Außerdem gab es noch ein Kamelrennen, das trotz der menschlichen
Eckpfeiler ziemlich unkoordiniert ablief und die Ehrung der schönsten Kuh (oder
so). Die Kühe fanden das allerdings gar nicht witzig (verständlich, mehrere
hatten richtig volle Euter und eine konnte kaum mehr richtig laufen). Mehrere
haben sich auch losgerissen, und eine raste sogar in Richtung Haupttribüne.
Hui, wie die Inder rennen können…
Danach sind wir noch hinter dem Stadium über den „Mela
Ground“ gelaufen, also die Sanddünen, wo der Markt an sich stattfand. Kamele
waren irgendwie kaum mehr da, aber dafür jede Menge Pferde und Rinder - und
freilebende Schweine.
Es war ziemlich heiß, deswegen sind wir recht bald
geflüchtet und sind ins nächstbeste Restaurant gegangen. Mal nicht auf den
Lonely Planet zu hören war in diesem Fall ein Fehler - der Service war unter
aller Kanone und vom Tempeldach nebenan glotzten die jungen Männer die Touris
an. Neben uns am Tisch saßen allerdings zwei Touristinnen, denen Anne die Titel
„Dumm und Dümmer“ verpasste, weil sie sich a) direkt neben eine Gruppe junger
Inder gesetzt haben und b) freundlichst mit ihnen geplaudert haben. Das mag ja
bei uns nicht wirklich eine Sensation sein, aber hier kann das einfach falsch
und als sexuelles Interesse aufgefasst werden. Einer der Kerle klebte dann auch
an ihnen wie Fliegen am Honig und ist mit den zweien dann auch aus dem
Restaurant raus.
Und dann machten wir den Fehler. Ich suchte nach einem
bestimmten Armband und wir sind in diesen einen Juwelierladen rein. Und da
saßen wir dann mehr als drei Stunden. Der wirklich nette ältere Herr hat immer
neue Schätz hervorgezaubert und wir haben - alle drei - immer mehr für uns
entdeckt. Schlussendlich, nach harten Verhandlungen, haben wir auch alle was
gekauft und waren völlig erschöpft. Wir haben uns zum Little Italy in unserer Straße
geschleppt, wo wir richtig leckere Suppen, Salate und (in meinem Fall) leicht
verkochte Tagliatelle alla boscaiola (aber immerhin ohne irgendwelche indischen
Gewürze!!!!) bekommen haben. Außerdem Bierdosen mit Alufolie umwickelt und in
Pappsaftbechern serviert ;o) danach waren wir richtig fertig und nach einer
Dusche (Wasserfarbe: schwarz) fiel ich einfach nur noch ins Bett.
Heute haben wir ausgeschlafen und nachher werden Anne und
ich noch reiten gehen, abschließende Einkäufe tätigen und nach dem Abendessen
in den nächsten Sleeperbus kriechen.
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Im Sleeperbus ;o) |
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Mein Bettchen in Pushkar (wird mit Feivel geteilt *lol*) |
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Ein Teil unseres Begrüßungskomitees in Pushkar |
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Finde den Fehler... |
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Warten auf den Abschlusstanz der Pushkar Fair 2013 |
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Eine Teilnehmerin der Pushkar Fair 2013 |
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Sieger des Moustache-Wettbewerbes einige Tage zuvor |
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Kamelparade |
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Kamelparade |
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...immer noch Kamelparade... |
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...immer noch... |
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...das auch... |
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Mela Ground |
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Wild(?)Schwein |
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Mela Ground |
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Zwei bis drei Kamele |
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Pferdeparade - Kinder einer Reitschule zeigen ihr Können |
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Pferderennen |
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Menschenmassen im Stadion |
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Holi-Farben auf dem Sadar Bazaar |
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Pushkar Sarovar bei Nacht |
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Garküche am Sadar Bazaar |
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Ziege auf Mauer |
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Gratisausgabe von Bananen |
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Zuckerrohrpresse für Zuckerrohrsaft |
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