Hallo zusammen,
obwohl es ziemlich viel zu erzählen gibt, hat mich in
letzter Zeit die Motivation verlassen, zu schreiben. Aber jetzt erst mal der
Reihe nach:
Am Samstag haben Jan, Anne und ich uns den Akshardamtempel
angeschaut. Das ist ein ziemlich großer Tempelkomplex etwas außerhalb von Delhi
und wurde von der hinduistischen Swaminarayan-Sekte im Jahr 2005 erbaut. Leider
durfte man keine Fotos machen, darum hab ich ein paar gegoogelt und unten
angefügt.
Beim Eintritt ins „Disneyschloss“ hat man das Gefühl, sich
in einem Hochsicherheitstrakt zu befinden. Überall wird man zwischen Mauern mit
Stacheldrahtbewehrung geschleust, vorbei an Sicherheitspersonal und ungefähr
hundertmal wird man durchsucht und abgetastet. Alles außer den Geldbeutel (weil
man soll ja Souvenirs kaufen) muss abgegeben werden, bevor man das Gelände
betritt. Und die ganz Schlauen, die mit kurzen Shorts reinwollen, kriegen ein
knalloranges Tuch, das sie sich um die Hüften binden müssen (so gesehen bei
zwei Briten). Man könnte sich auch eine Ganzkörperburka ausleihen, wenn man das
möchte.
Wenn man es dann endlich reingeschafft hat, kann man die
wirklich schön angelegten Gartenanlagen, einen überdachten Rundgang und den
Haupttempel selbst bewundern. Weil das Ganze aus rosafarbenem Sandstein erbaut
wurde und alle Gebäude, Tore, Wände und Decken auf jedem Quadratzentimeter mit
reichen Schnitzereien verziert sind, tut man sich schwer, an ein religiöses
Gebäude anstelle eines Märchenschlosses zu denken.
In einem der Gebäude kann man auch einen Film über das Leben
des Sektengründers Bhagwan Swaminarayan anschauen (für Nicht-Hindi-Sprecher mit
Kopfhörer) und man kann sich dasselbe auch in einer Animationsshow reinziehen.
Dabei geht man von einem Raum zum nächsten, und in jedem wird mit animierten
Figuren (die übrigens tatsächlich aufwändig und detailreich gestaltet sind)
eine andere Szene aus Swaminarayans Leben dargestellt. Außerdem kann man sich
auf eine Bootsfahrt begeben, die an die „Piraten von Batavia“ im Europapark
erinnert und auf der man erfährt, dass die Inder alle wichtigen Erfindungen und
Entdeckungen der Welt gemacht haben (und immer mindestens 2.000 Jahre vor allen
anderen).
Am Abend haben wir uns dann die Light & Sound-Show
gegeben, die wirklich sehr spektakulär war und schön anzusehen. Besonders
bewundert habe ich die wirklich punktgenaue Abstimmung von Musik, Licht und den
bis zu 20 Meter hohen Wasserfontänen.
Auf dieser Show waren geschätzte 2.000 Menschen und als uns
dann aufgegangen ist, dass die ja nach Ende der Show alle auch wieder zu den
wenigen Schaltern hin mussten, wo man die Taschen abholen konnte, ist uns ein
bisschen anders geworden. Überraschenderweise ging es aber dann doch ziemlich
flott, weil viele der Besucher wohl offensichtlich nichts abgegeben hatten oder
noch in Gruppen herumstanden und nicht alle gleich zu den Schaltern stürmten.
Nachdem wir ja den ganzen Tag in der Tempelanlage
herumgewandert sind, hatten wir riesigen Hunger und beschlossen, einen weiteren
Lonely-Planet-Tipp auszuprobieren und das Lodi Garden Restaurant zu besuchen.
Eine weise Entscheidung. Mann, ist das ein super-duper-tolles Restaurant!!! Wir
gingen durch das relativ unscheinbare Schild hinein in den Garten - und mir
fiel die Kinnlade runter. Ein gepflasterter Weg schlängelte sich vorbei an mit
Sträuchern und Bäumen bepflanzten Inseln, zwischen denen auf festgestampftem
Kies die Tische für zwei bis sechs Personen standen. An den Rändern des
Gartens, direkt an der umgebenden Hecke befanden sich Lounges für zwei bis vier
Personen, Sitzgelegenheiten mit dicken Polstern und Vorhängen rundherum, die
für Privatsphäre sorgen und niedrigen Tischchen davor für die Getränke. Die
Beleuchtung bestand aus Rattanlampen, welche in den Bäumen hingen und
leuchtenden Steinen in den Pflanzeninseln - ein wunderbar weiches und
gedämpftes Licht!
Sofort eilte ein Kellner herbei und führte uns an einen
Tisch. Auf der Speisekarte fanden sich libanesische, indische und italienische
Gerichte, es gab superguten Wein und noch bessere Cocktails. Die Kellner waren
wirklich eines europäischen Sternerestaurants würdig - das hab ich in Indien
noch nicht erlebt bisher!
Der Abend war also ein voller Erfolg und die Tausende von
Rupien wert, die wir da liegengelassen haben ;o)
Am Sonntag stand dann Shopping am Programm - wir haben zehn
Stunden in der Saket City Mall verbracht und wirklich fast jeden einzelnen
Laden besucht. Um halb zwölf abends waren wir dann daheim und ich bin todmüde
ins Bett gefallen.
Nachdem wir ja am Wochenende einen Ausflug nach Shimla
geplant haben und wir aus irgendeinem Grund keine Zugtickets im Internet buchen
konnten, machten wir uns am Dienstag nach dem Unterricht auf zum Tourist Bureau
an der New Delhi Railway Station, um die Tickets halt vor Ort zu kaufen.
Gesagt, getan, wir kamen in der riesigen Halle an und durften erst mal einen
Token ziehen mit einer Nummer drauf, die dann aufgerufen wird. Weil wir die
schöne Zahl 374 gezogen hatten und gerade mal die Nummern rund um 220 oder so
dranwaren, stellten wir uns auf eine längere Wartezeit ein. Wir erwischten nach
kurzer Zeit sogar einen Sitzplatz. Nach etwa einer halben Stunde kamen wir
drauf, dass wir ja möglicherweise unsere Reisepässe für die Buchung benötigten
- und siehe da - wir hatten sie nicht dabei! Nach kurzer Diskussion einigten
wir uns darauf, dass Jan „schnell“ zur Wohnung fährt und unsere Pässe mitbringt
- es waren ja noch immer ca. 120 Nummern vor uns.
Während der Wartezeit auf Jan fiel uns ein älterer Herr auf,
der ziemlich hilflos herumstand, europäisch aussah und total überfordert
wirkte. Wir versuchten, ihm zu erklären wie das hier funktioniert und es
stellte sich heraus, dass er Spanier war, kaum Englisch konnte, seit sechs Uhr
früh in Delhi war und schon zu vier verschiedenen illegalen Touristenbüros
gelockt worden war. Außerdem hatte ihm ein Tuc-Tuc-Fahrer erzählt, dass
Paharganj, das Backpackerviertel, zu dem er wollte, abgesperrt sei - natürlich
um den armen Kerl zu einem Hotel zu bringen, wo er (der Tuc-Tuc-Fahrer)
Provision kriegt.
Kurz, nachdem Jan wieder da war, wurde dann unsere Nummer
aufgerufen (nach zweieinhalb Stunden Wartezeit) und wir konnten zu dem Herrn am
Ticketcounter. Er war dann auch sehr bemüht, uns Züge herauszusuchen (leider
waren die meisten schon ausgebucht) und zu helfen - bis zu dem Zeitpunkt, als
er auf die Idee kam, sich unsere Visa anzusehen. Oh, leider könne er uns nicht
helfen, er darf uns keine Tickets verkaufen, weil das hier nur für Touristen
sei - und das sind wir leider nicht, weil wir ja alle Studentenvisa haben. Die
Frage (nach mehrmaligen Versuchen von mir ziemlich laut und verärgert
gestellt), wo wir denn Tickets kaufen könnten, beantwortete er uns nicht. Er
schickte uns nur zum Infoschalter mit der Aussage, wenn der Kerl da sagen
würde, es sei okay, könne er uns die Tickets verkaufen. Sonst nicht. Also hin
zum Infoschalter, wo uns der Typ eiskalt erklärte, dass wir über zwei Stunden
umsonst gewartet haben und dass es alles unsere Schuld sei, weil das würde ja
da stehen (deutete auf ein Schild neben der Tür). Das war das erste Mal, dass
ich geschrien und laut geflucht hab und mir der Dampf aus den Ohren kam.
Immerhin, er sagte uns, wir müssten runtergehen, raus und dann links.
Unten, draußen und dann links war der Schalter für Inder
(bzw. viele Schalter). Rauchend erklärte ich, dass mir die Schlange jetzt
wurscht sei und ich zuerst fragen würde, ob ich an dem Schalter Karten kriege
BEVOR ich mich anstelle. Das tat ich dann auch und nach längerem Gefuchtel und
Gebrülle (es war echt sehr laut da) kriegte ich drei Zettel ausgehändigt, die
ich ausfüllen musste.
Jan und Anne waren mittlerweile beim Enquiry-Schalter, wo
der Herr ihnen erklärte, sie sollen doch mal zur Rückseite von dem Schalter
gehen und ihn da treffen. Er führte uns dann wieder in den ersten Stock in ein
Kabuff, wo wir ihm das Problem erklärten. Ah ja, wir müssten zum IRCA-Gebäude
zweihundert Meter die Straße runter gehen.
Wutschnaubend setzten wir uns in Bewegung und leider kamen
mir ein paar Rikschafahrer in den Weg, die mich nervten mit ihrem „Rikscha?
Rikscha?“-Gefrage. Einen hab ich angeschrien, zwei angefaucht. Dann war ich ein
bisschen beruhigt. Aber nur kurz.
Das Gebäude haben wir gefunden, dann mussten wir uns wieder
anstellen - indische Art, alle drängeln sich vor. Nachdem wir endlich dran
waren, wollte uns der Kerl hinter der Glasscheibe erst zum Tourist Office
zurückschicken, was wir aber vehement (und wieder ziemlich laut) ablehnten.
Dann hat er sich auch wirklich sehr bemüht, aber leider waren alle Züge
ausgebucht. Offensichtlich haben wir für die hinter uns stehenden Männer zu
lang gebraucht, weil sie sich zu beschweren anfingen und einer mich mehrfach
schubste und anfasste. Ich hab mich gewehrt, indem ich den auch noch angebrüllt
hab und, als das nicht lange half, mit meinen Bergschuhen auf seine Flip-Flops
(versehentlich) getreten. Beim zweiten Mal Schubsen hat er dann einen ziemlich
lauten Fluch abbekommen, aber da waren wir eh schon fertig und am Gehen (das
klingt jetzt ziemlich wild, aber gegen schubsende Kerle muss man in Indien
gleich laut werden, sonst wird’s nur schlimmer und eine höfliche Bitte um
Abstand hilft in diesem Land leider nicht).
Nach fünf Stunden Warten und Weitergeschicktwerden hatten
wir also immer noch keine Zugkarten. Wir beschlossen, es nochmal übers Internet
zu probieren (mittlerweile haben wir herausgefunden, dass das nicht geht, weil
wir keine indischen Kreditkarten haben) und dazwischen essen zu gehen. So saßen
wir dann in Indien bei einem Chinesen - und hörten drei Tische weiter
breitesten Wiener Dialekt. Das und die gut gemixten Cocktails hoben unsere
Laune dann ein bisschen an so dass wir beschlossen, nach dem Essen noch unseren
Elektronik-Händler unseres Vertrauens um die Ecke zu gehen.
Nachdem wir unsere Einkäufe getätigt hatten, habe ich den
netten Verkäufer gefragt, was denn ein Tuc-Tuc bis nachhause kosten würde - ich
hatte nämlich keine Lust auf Metro. Er meinte dann, so 70 bis 80 Rupien - aber
wir sollten dem Fahrer sagen, wir wollen „by meter“ (mit Taxameter) fahren und
ihm gleich mit der Polizei drohen, falls er sich weigert.
Also rausmarschiert, erstbesten Tuc-Tuc-Fahrer geschnappt,
reingesetzt und ihn aufgefordert, den Taxameter einzuschalten. Das tun die
Fahrer grundsätzlich nicht gern, weil sie ja gerade bei Touristen hoffen, mit
weit überhöhten Preisen durchzukommen. Deshalb wird dann oft behauptet, das
Ding sei kaputt. So auch hier, allerdings haben wir gesehen, dass er ganz ist
und vehement darauf bestanden. Das artete dann in eine lautere Diskussion aus,
die erst beendet war, als Anne ihr Handy gezückt hatte und demonstrativ die „100“
gewählt hatte. Als der Fahrer das gesehen hat, ging der Taxameter dann doch,
was für ein Wunder.
Zuhause haben wir uns dann noch mit einem Bier bzw. für mich
Breezer auf die Terrasse gesetzt und endlich mal durchgeatmet.
So, am Freitag haben wir unsere nächste Prüfung, bis dahin
haben wir frei - ich werd‘ euch auf dem Laufenden halten!
Bis dann!
Akshardamtempel - die 108 wasserspeienden Ochsen und Schwäne aus Bronze symbolisieren die 108 Namen Gottes |
Akshardamtempel - Hauptgebäude |
Akshardamtempel bei Nacht |
Light & Sound-Show im Akshardamtempel |
Säule im Akshardam-Tempelkomplex |
Lodi Garden Restaurant |
Lodi Garden Restaurant |
Akshardamtempel - das Hauptgebäude steht auf einem Sockel, in dem 147 Elefanten geschnitzt sind, von denen jeder anders aussieht |
... und wo ist die englische Version von diesem langen Text?? ;-)
AntwortenLöschenManu, du traust dich ja was... *g* Sei froh, dass sie so weit weg ist ;-)
AntwortenLöschenDas hat genau zwei Gründe - den einen hat Martina sehr schön auf den Punkt gebracht (die haben hier nämlich den Link) - und zum zweiten war ich schlicht zu faul fast drei Seiten noch zu übersetzen ;o)))))
AntwortenLöschenWar ja nur als kleiner Scherz am Rande gemeint... ;-)
LöschenDas hätte mich in Teufels Küche gebracht ;o)))) ich hoffe ja nur, dass des keiner von denen durch den Übersetzer jagt^^
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