Hallo zusammen,
heute komme ich endlich dazu, euch von unserem Ausflug in
die Höhe zu erzählen. Sonntag und Montag haben wir uns nämlich in die Ausläufer
des Himalayas gewagt und sind nach Shimla gereist. Schon die Busfahrt an sich
war ein Erlebnis, denn der Fahrer hatte einen sehr eigenwilligen Fahrstil und
hielt nichts von zeitgerechtem Bremsen. Die Folge davon war, dass man bei der
dadurch ausgelösten Vollbremsung für kurze Zeit die Schwerelosigkeit erleben
durfte weil man zentimeterhoch aus dem Sitz gehoben wurde.
Für die unruhige Nacht wurden wir aber mit einem tollen
Sonnenaufgang in den Bergen belohnt. Außerdem gab’s lecker Nutellabrot im
Zentrum Shimlas, bevor wir unsere Zimmer im YMCA inspizierten. Zerbrochene
Fensterscheiben und Gemeinschaftsbad hin oder her - wir hatten immerhin eine
rote Lampe überm Bett ;o) außerdem noch dunkelroten Teppichboden und dunkelrote
Decken - passend zum Außenanstrich des Gebäudes.
Der Tag startete dann so richtig für mich im Indian Coffee
House, wo mich ein Kellner im Prinzenkostüm mit zwei Tassen Kaffee zwar
unwillig aber doch vor dem endgültigen Einschlafen bewahrte. Anne und Jan
stießen nach dem Besuch der Messe in der Christ Church zu mir und bekamen
ebenfalls ihren Koffeinschub.
So gestärkt machten wir uns auf den Weg und nahmen uns für
den ersten Tag den „Heritage Walk No 1“ vor, der uns zu verschiedenen alten
Gebäuden in Shimla führen sollte. Während wir so das dritte oder vierte Gebäude
bewunderten, fiel mir auf der anderen Straßenseite ein wunderschöner,
gepflegter Garten auf und weil das (mannshohe) Gartentor etwas offenstand,
konnte man reinsehen, wenn man den Hals lang genug machte. Weil wir irgendwann
zu dritt so dastanden, fiel das dem netten Herrn in dem Garten auf und er
fragte uns, ob wir den Garten gern anschauen möchten. Aber klar, also rein!
Drinnen erklärte er uns, dass das der Garten seines Chefs sei, und der tauchte
auch gleich mitsamt seiner Frau auf und lud uns zu Tee und Keksen ein. Auch die
Töchter des Hauses kamen nach Besichtigung desselben heraus und die Familie gab
Anne und Jan noch viele Tipps zu ihrer geplanten Reise durch den Norden.
Am Ende des Heritage Walks befand sich die Viceregal’s Lodge
- unser Harry-Potter-Schloss ;o) wir haben die kurze Führung durch das
Erdgeschoss mitgemacht - ich hab kein Wort verstanden - und mal wieder gelernt,
dass Regeln in Indien wohl mehr so Richtlinien sind. „Do not use the furniture“
heißt also - du kannst die alten, wertvollen Stühle ruhig zum Ausruhen
verwenden, wenn dir die Füße wehtun.
Soweit zum guten Teil des Tages, denn dann kam…. DAS ESSEN.
Der Empfehlung des Lonely Planet folgend machten wir es uns im Café Sol
gemütlich und freuten uns auf ein mexikanisches Essen und zum Abschluss des
Tages auf „die beste Kuchenauswahl in ganz Shimla“.
Nun. Was soll ich sagen. Die Nachos, die ich zur Vorspeise
hatte, waren okay. Nicht okay war die Guacamole - wie sehr kann man eine
Avocado vergewaltigen??????? Meine Cottage Cheese Fajitas waren sehr - indisch.
Außer scharf genau gar nichts. Und dann kam der Kuchen. Das war der Punkt, an
dem sich die tiefe Verzweiflung in Lachen äußerte. Zu dem Kuchen fällt mir
außer künstlich und pappsüß eigentlich gar nichts mehr ein. Aber daran waren
wir ja selber schuld, denn bei der Analyse der Lonely-Planet-Empfehlung fiel
uns die Formulierung „beste Kuchenauswahl in ganz Shimla“ und ganz speziell das
Wort „Kuchenauswahl“ auf. Das heißt ja nun nicht, dass der Kuchen an sich gut
ist. Wieder was gelernt.
Am Montagmorgen hat uns die Gruppe am Nachbarfrühstückstisch
eingeladen, mit zum Jakhoo Tempel zu wandern. Weil wir das ohnehin vorhatten
und es in der Gruppe sicherer ist (wegen der vielen Affen), schlossen wir uns
gern an. Jan bekam den Stock, damit er uns beschützen kann und so zogen wir
los. Am Fuß des Hügels erklärte uns ein Schild, dass wir, wenn wir innerhalb
von 30 Minuten den steilen Weg bewältigen, „sehr fit“ seien, 30 bis 45 Minuten
bedeutet „mäßige Fitness“ und alles darüber ist gaaaaanz schlecht (wir haben 35
Minuten inklusive Pause gebraucht ;o).
Oben erwartete uns ein mäßig eindrucksvoller Tempel mit
einer weitaus spektakuläreren Statue des Gottes Hanuman, dem der Tempel geweiht
ist. An den Tempel schließt sich eine kleine Gartenanlage an, die wie alles
andere ebenfalls von Rhesusaffen bevölkert ist. Jans Karriere als Held des
Alltags gipfelte hier oben in der Rettung zweier indischer Mädchen vor einem
allzu aufdringlichen Affen, der es auf die bunten Schals der zwei abgesehen hatte.
Nach dem Abstieg wagten wir uns zwecks Bekämpfung des
Hungers in ein kleines Restaurant namens Alfa direkt am Scandal Point, also
mitten im Zentrum Shimlas. Die Pilzsuppe war überraschend gut - und sogar mit
echten Pilzen!
Für den Nachmittag waren wir mit den beiden neuseeländischen
Damen aus der Vormittagsgruppe verabredet, die sich uns für die Besichtigung
der Chadwick-Wasserfälle anschließen wollten.
Leider versicherte uns das Taxiunternehmen, bei dem wir
sowohl Fahrzeug als auch Chauffeur mieten wollten, dass die Wasserfälle im Moment
kein Wasser führten. Also änderten wir unsere Pläne und ließen uns stattdessen
zum Potter’s Hill fahren, der etwas außerhalb von Shimla liegt und von dem die
Bewohner der Stadt früher den Ton für Töpferarbeiten gewonnen hatten. Heute ist
der Potter’s Hill ein wunderschönes Gebiet zum Wandern und mit einem Camp, das
Schulen und Firmen für Outdooraktivitäten mieten können (Klettergarten mit
indischen Sicherheitsbestimmungen inklusive).
Zurück in Shimla hab ich mein Gepäck eingesammelt und wir
haben uns zum Abendessen im Ashiana eingenistet - Essen zum Glück ausgezeichnet
und Ambiente noch besser. Das Restaurant ist in einem runden Pavillon
untergebracht, in dem alles aus Holz ist und man durch die hohen Fenster auf
den Ridge (den zentralen Platz) bzw. hangabwärts auf das darunter liegende
Shimla schauen kann. In unserem Fall war das ein ziemlich spektakulärer Blick,
denn der Ridge war komplett in Nebel getaucht, durch den das diffuse Licht der
Straßenlaternen schimmerte. Zusammen mit dem am unteren Fensterrand gerade noch
sichtbaren schmiedeeisernen Zaun und den Silhouetten der Bäume hatte ich das
Gefühl, in einem uralten Film zu stecken ;o)
Jan und Anne haben mich danach zum Bus gebracht, der mich
über Nacht zurück nach Delhi bringen sollte. Fahrstil war as usual und um halb
sechs Uhr morgens hatte mich der Alltag in Form eines uneinsichtigen
Tuc-Tuc-Fahrers wieder, der 250 Rupien haben wollte für ein paar Kilometer
Fahrt. Weil ich noch uneinsichtiger war als er blieb es bei 80 Rupien - danke
und tschüs.
Müde wie ich war, hab ich die Vorlesung gestern Früh
ausgelassen und stattdessen am Nachmittag angefangen, die Bilder des
vergangenen Wochenendes zu bearbeiten. Leider ist dann aus unerfindlichen
Gründen (ich werde dem Internetfuzzi heute noch mal einen Besuch abstatten) das
Internet weg gewesen, daher kann ich euch erst heute Bericht erstatten.
Bis bald!
Hello
everybody,
finally I
have time to tell you about our trip to the mountains. On Sunday and Monday we
entered the foothills of the Himalaya, travelling to the small city called
Shimla. Even the bus ride itself was an adventure because of the driver’s idea
of driving - he didn’t think much of applying the brakes timely. Due to that,
we experienced the absence of gravity a few times and were thrown out of our
seats for centimeters.
But we got
a reward for the bumpy night in terms of a gorgeous sunrise in the mountains.
In addition to that, we had yummy bread with Nutella on it on The Ridge in
Shimla before we checked out our rooms at YMCA. Well, broken windows and common
bath or not, we had a red lamp above our bed, dark red carpeted floor and dark
red blankets after all ;o)
My day
really started at Indian Coffee House where a waiter in a prince’s costume
served me two coffees - unwillingly but still. That way he saved me from dozing
off after that long night without much sleep. Anne and Jan joined me after the
Mass at Christ Church to get their caffeine boost as well.
Strengthened,
we left the Coffee House and tried the “Heritage Walk No 1” for a start, which
was meant to lead us to certain historical buildings around Shimla. Admiring
the third or fourth building, a garden on the other side of the street caught
my eye. I could see it just because the gate (which was as tall as a man) was
ajar. This attracted the attention of the man inside the garden fence and he
invited us to have a closer look at the garden. He then explained to us that
this was the garden of his boss, who emerged from the house just then,
accompanied by his wife. They kindly invited us to tea and biscuits, but only
after a tour through their very old and beautiful restored colonial house. The
two daughters of the couple joined us afterwards and the family gave many tips
to Anne and Jan who wanted to journey further into the north.
At the end
of Heritage Walk was the Viceregal’s Lodge - or Harry Potter’s Castle ;o) we
joined the short tour through the ground floor - I did not get a word of it -
and learned once more that rules in India are more like guidelines. “Do not use
the furniture” seems to mean something like “If your feet hurt, you may well
use the old, precious chairs to have a rest”.
Thus far,
our day was fine but then came - THE DINNER. Following the recommendation of
the Lonely Planet we settled in the “Café Sol’”, looking forward to a delicious
Mexican dinner, finalizing with “the best choice of cakes in Shimla”.
Well. What can I say. The Nachos I got as a starter were okay. What was not okay was the
Guacamole. How much violence can you use on an avocado????? My Cottage
Cheese Fajitas were very - Indian style. Hot, but nothing else. And then the cake came. On that
point, my desperation erupted in laughter because nothing else would have
helped. I’m lost of words thinking of the cake except for synthetic and
extremely sugary. However, this was our fault because when we analyzed the
recommendation of Lonely Planet we stumbled over the phrase “best choice of
cakes in Shimla” and especially over the word “choice”. Well, this doesn’t mean
at all that the cakes themselves are good. Well, you learn something new every
day.
On Monday
morning, the travelling group from next table on breakfast invited us to join
them when hiking up to Jakhoo Temple. That had been our plan anyway and because
it was more safely in a larger group (due to the monkeys) we agreed. Jan got
the wooden stick to guard us and we were off. At the foot of the hill there was
a sign telling us we would be “super fit” if would take us 30 minutes or less
to climb up. If it would take us 30 to 45 minutes our fitness would be
“mediocre” and if we would need more than 45 minutes, our fitness would be
dreadful - it took us 35 minutes, including a short break ;o)
Up on the
top a moderately interesting temple awaited us with a far more spectacular
statue of God Hanuman who is worshipped in the temple. Beside the building was
a small garden area where (as everywhere else up there) loads of rhesus monkeys
live. Jan’s career as a civil hero got a boost up there when he hastened to
rescue two Indian girls whose scarves were attacked by a greedy monkey.
After the
descent we sat into a small restaurant called “Alfa” at Scandal Point, that is
to say in the center of Shimla, to fight our hunger. The Cream Of Mushroom was
surprisingly delicious - and there were real mushrooms in it!
We had
agreed to meet the two ladies from New Zealand (who were at Jakhoo Temple with
us) to visit the Chadwick Waterfalls in the afternoon. Unfortunately, the taxi
company where we wanted to rent a cab with driver, informed us that there would
be almost no water on the waterfalls. Thus, we changed plans and had the
chauffeur drive us to Potter’s Hill. This is a place a bit outside of Shimla
where the inhabitants used to collect the clay for their pottery. Nowadays,
Potter’s Hill is a marvelous area for hiking and also, there is a camp that can
be rented by schools or companies for outdoor activities (crag with Indian
security regulations included).
Back in
Shimla, I collected my luggage and we headed off to Ashiana’s for dinner -
luckily, food was excellent and the ambience even better. The restaurant is
located in a circular pavilion, where all the furniture, floor, walls and
ceiling is wooden. Through the high windows, you can see The Ridge or downwards
on the city. When we were there, the view was quite spectacular because The
Ridge was all foggy, what with the street lantern’s diffuse light gave the
impression to sit in a very old film. Even reinforcing this impression was the
part of wrought-iron fence just visible through the window and the silhouettes
of the tree in the night.
After
dinner, Jan and Anne accompanied me to the bus stop where I was supposed to
drive back to Delhi overnight. Driving style was as usual and at half past five
in the morning, daily routine was back in form of an unreasonable
Tuc-Tuc-Driver who asked for 250 rupees for a few kilometer’s drive. I, being
even more unreasonable, offered 80 rupees - and won in the end.
Being so
tired, I skipped college the following morning and started selecting and
editing the photos of the weekend in the afternoon. Unfortunately, my internet
stopped working in the evening, so I was able to report to you only now.
See you!
Ashiana |
Aussicht von Shimla |
Bantony Castle - ehemaliges Polizeihauptquartier |
Old Style Letterbox ;o) |
Christ Church - zweitälteste Kirche Nordindiens |
Garten in Shimla |
Garten in Shimla |
Rhesusaffe im Jakhoo Tempel |
33 Meter hohe Statue des Gottes Hanuman im Jakhoo Tempel |
Die Blumen müssen geschützt werden... |
...denn die Affen sind ziemlich intelligent... |
...und geschäftstüchtig. Schuh gegen Keks lautet das Motto |
Kunst auf dem LKW ;o) |
...und am Obststand. |
Shimla's Plastikblumenbasar |
Post Office |
Potter's Hill |
Potter's Hill |
Potter's Hill |
Hanuman-Languren am Potter's Hill |
Shimla's Rathaus aus der Zeit der britischen Kolonialherrschaft |
noch ein Affe |
Blick auf Shimla bei Sonnenuntergang |
Sonnenaufgang im Himalaya |
immer noch Sonnenaufgang |
Kuh im Bushäuschen |
Viceregal's Lodge |
Tischchen in der Viceregal's Lodge |
Garten der Viceregal's Lodge |
Viceregal's Lodge |
Viceregal's Lodge |
Gartenanlage der Viceregal's Lodge |
Das sind echt wieder total schöne Fotos! Vielen Dank, dass du immer wieder so viele Bilder online stellst.
AntwortenLöschenUm die Abenteuer bei deinen Ausflügen, beneide ich dich schon ein bisschen.... ;-)
Vor allem, weil bei uns der übliche Herbstalltag eingekehrt ist: viel Arbeit (in der FHV und im Ried), viele Termine und viel zu kurze Tage....
Übrigens, es hatte vor ca. zwei Wochen am Bödlee schon mal Schnee!
CU und alles Gute,
Manuel
Lieber Manuel,
AntwortenLöschenvielen Dank für das Lob! Ich scheue auch keine Anstrengung (oder nächtelanges Laufenlassen des Laptop) um euch mit Fotos zu versorgen ;o)
Das Gerücht um den Schnee hab ich gehört - angeblich soll sogar das Bürgle angezuckert gewesen sein! Trotzdem, dass ich die Sonne und die Wärme hier genieße (und in Goa noch viel mehr genießen werde), hoffe ich doch, dass noch ein bisschen Weiß übrig sein wird, wenn ich wieder komme!
Liebe Grüße
Tanja