Nach einer echt anstrengenden und langen Reise bin ich
gestern Morgen gut in Australien angekommen und habe seither auch schon einiges
erlebt. Aber der Reihe nach.
Von Bangalore sollte mein Flug um 12:00 Uhr nach Kuala
Lumpur gehen, wo ich meinen Anschlussflug nach Melbourne gebucht hatte. Der
Flug wurde auch planmäßig aufgerufen, dann passierte allerdings lange nichts
mehr. Aufgrund des indischen Militärs war der Indische Ozean für Überflüge
gesperrt und wir mussten warten. Ich wurde immer nervöser, weil ich in Kuala
Lumpur nur knappe zwei Stunden zum Umsteigen hatte. Dazu kamen Kopfschmerzen
wegen der schlechten Luft im Flugzeug (und der - natürlich - quengelnden
Kinder), Hunger (ich hatte ja aufgrund der Busfahrt kein Frühstück bekommen und
war davon ausgegangen, dass ich pünktlich im Flieger Mittagessen bekomme) und
außerdem war mein MP3-Player auch noch gestorben - und wir waren noch nicht mal
in der Luft. Ach ja, und ich war hundemüde. Das alles hat natürlich nicht zur
Besserung meiner Laune beigetragen, aber wenigstens konnte mich die Stewardess
ein bisschen beruhigen, als sie mir mitteilte, der halbe Flug sei nach
Melbourne gebucht und in Kuala Lumpur wisse man Bescheid, es würde eine Lösung
gefunden werden.
Nach Ankunft in Malaysia wurde uns dann mitgeteilt, dass wir
auf den Flug um Mitternacht umgebucht wurden (anstatt um 20:00 Uhr) und ich war
wieder kurz vorm Durchdrehen, weil ich von Anne und Sean in Australien keine
Telefonnummer hatte, mein Handy in Malaysia nicht funktionierte (weder die
indische noch die österreichische Nummer) und ich natürlich keinen
Internetzugriff hatte, um irgendwen zu benachrichtigen, dass ich viel zu spät
kommen würde. Gott sei Dank fand ich dann ein Telefon, das mittels Kreditkarte
funktionierte (Malaysische Ringgit befanden sich natürlich auch nicht in meinem
Besitz!) und konnte Johi anrufen, damit der wiederum in Aussieland Bescheid
gibt, dass ich Verspätung habe. Das und die 400g-Toblerone haben ein wenig zur
Beruhigung meiner Nerven beigetragen. Die wurden aber im Flugzeug gleich erneut
auf die Probe gestellt, als ich entdecken musste, dass mein schöner
Fensterplatz gegen den mittleren Sitz in einer Fünferreihe getauscht wurde…
Meine linken Sitznachbarn waren aber ganz liebe Leute, eine Malaiin mit
Tochter, und die rechten beiden waren zwei Briten auf Weihnachtssaufurlaub.
Wunderbar, ich durfte feststellen, dass sie beide ganz tolle laute Sprechorgane
hatten und auch ein paar Lieder singen konnten (zumindest jeweils die ersten
paar Zeilen).
So, nachdem ich um zehn Uhr morgens dann endlich in
Melbourne gelandet war und mich durch die ewig lange Schlange zur Passkontrolle
vorarbeitete, holte ich mein Handy raus und stellte mit Entsetzen fest, dass es
die ganze Zeit angeschaltet war :oD Die indische Nummer funktionierte hier
glücklicherweise und ich hatte Johi’s SMS bekommen mit Annes und Seans
Telefonnummern. Gerade als ich mir dachte, oh, der Akku ist schwach, ich sollte
die Nummern rausschreiben - kam dieser hässliche Piepston, das den leeren Akku
anzeigte. An dem Punkt war ich dann endlich kurz vor einem hysterischen
Lachanfall und dachte mir: Eigentlich fehlt jetzt nur noch, dass das Gepäck weg
ist und/oder ich am Zoll rausgezogen und zwei Stunden lang durchsucht werde.
Beides ist zum Glück nicht passiert und als ich aus dem
Flughafen raus bin (in der Absicht, die Aufladestation für Handys zu suchen)
bin ich auch direkt Sean in die Arme gelaufen, der Johis Mail zum Glück
bekommen hat und schon wusste, mit welchem Flug ich nun ankomme.
Wir sind dann zusammen zu Sean und Annes neuem Haus
gefahren, ca. eine Stunde Fahrzeit von Melbourne weg, wo ich wirklich ganz ganz
superfreundlich begrüßt wurde und nach zwei Tagen Anreise endlich mal duschen
konnte *freu* Außerdem sind wir rund um das ganze Anwesen (5 acres) gelaufen,
und die beiden haben mir alles gezeigt und erklärt, was sie verändern möchten
usw. Danach hab ich mich noch ein bisschen hingelegt, bevor wir auf der
Terrasse zu Abend gegessen haben. Ich hab zum ersten Mal Austern probiert, bin
aber noch nicht ganz hundertprozentig sicher, ob ich sie mag ;o)
Um Mitternacht sind wir dann in die Christmette der hiesigen
anglikanischen Kirche gegangen. Die Feier war nett, mit Kerzen und vielen
Liedern. Leider wurde „Stille Nacht“ aber am Anfang gesungen, das fand ich ein
bisschen schade, denn dieses Lied war für mich früher immer der Höhepunkt der
Messe ganz am Ende. Außerdem hatten wir einen vierbeinigen Gast, nämlich eine
Katze, die sich wohl in die Kirche verirrt hatte und auch die Predigt
kommentiert hatte („Miau!“), bevor sie wieder hinausgefunden hat ;o)
Nach der Mette ging’s ans Geschenkeauspacken - und sogar ich
hab ganz, ganz viele Sachen bekommen!! Bei Anne und Sean werden zu Weihnachten
hauptsächlich nützliche Kleinigkeiten geschenkt. Sarah, Annes Tochter,
beispielsweise hat viele Küchenutensilien bekommen, weil sie demnächst umzieht.
Für mich hatten die beiden einen kleinen Retrowecker, ein Buch mit vielen
Bildern von Australien (damit ich ja wiederkomme!), Sternspritzer, ein kleines
Campinglicht, einen Handwärmer und ein Notizbuch - ich war echt fast zu Tränen
gerührt!
Gestern waren wir dann bei Freunden eingeladen, wo wir einen
richtig tollen Tag hatten. Auch hier gab’s nochmal Geschenke, denn es wurde
gewichtelt (das heißt hier in Australien übrigens „Kris Kringle“). Mein Wichtel
war Nick, Anne’s Sohn, und ich hab ein ganz tolles Pflegeset für Hände und Füße
und eine Bodylotion bekommen - das werd ich alles brauchen, wenn ich aus Indien
dann endgültig zurück bin, denn meine Haut ist schrecklich ;o)
Außerdem gab’s ein super Essen, mit Truthahn und Schinken
(hehehehehehe) und super Salaten, Gemüse und extrem leckeren Nachtischen. Ich
hab zum ersten Mal Pavlova gegessen, das ist ein Dessert das fast ausschließlich
aus Meringue besteht, mit Früchten obendrauf und dann noch irgendwas englisches
das aus Marshmallows in Schokolade bestand - Name vergessen. Und es gab eine
irrsinnig leckere Lemontarte und noch Früchte mit Mintzucker (von mir ;o))
Am Abend war ich dann wirklich k.o. und wir haben dann zu
Hause noch leckere Pasta gegessen (danke an Nicholas, der da wirklich was
Wundervolles gezaubert hat!) und uns mit einer Tasse Tee und Schokolade ins
Wohnzimmer gesetzt. Da haben wir dann noch ein bisschen geredet und gegen
Mitternacht bin ich dann ins Bett gefallen und hab fast sofort tief und fest
geschlafen bis heute Mittag. Heute gehen wir’s auch ein bisschen ruhiger an,
weil wir morgen nach Sovereign Hills fahren - juhuuuu!! Das ist eine alte
Goldgräberstadt und wohl so ähnlich aufgezogen wie Pullman City. Da freu ich
mich schon sehr darauf!
Ach ja, an Heiligabend waren wir nachmittags noch spazieren und haben eine riesige Gruppe Känguruhs gesehen, an die vierzig Stück! Wir durften auch ziemlich nah rankommen bevor sie aufgestanden sind und ein paar Meter weitergehoppelt. Eins hatte sogar ein Baby im Beutel ;o) und wir sind ein bisschen beim Lake Daylesford spazieren gegangen, wo es Brunnen gibt, die das Quellwasser hochpumpen, und jeder Brunnen schmeckt anders! Das war echt cool, das mal zu probieren, wie unterschiedlich Wasser schmecken kann.