Mittwoch, 16. Oktober 2013

Trip to Monkey City



Hallo zusammen,

heute komme ich endlich dazu, euch von unserem Ausflug in die Höhe zu erzählen. Sonntag und Montag haben wir uns nämlich in die Ausläufer des Himalayas gewagt und sind nach Shimla gereist. Schon die Busfahrt an sich war ein Erlebnis, denn der Fahrer hatte einen sehr eigenwilligen Fahrstil und hielt nichts von zeitgerechtem Bremsen. Die Folge davon war, dass man bei der dadurch ausgelösten Vollbremsung für kurze Zeit die Schwerelosigkeit erleben durfte weil man zentimeterhoch aus dem Sitz gehoben wurde.
Für die unruhige Nacht wurden wir aber mit einem tollen Sonnenaufgang in den Bergen belohnt. Außerdem gab’s lecker Nutellabrot im Zentrum Shimlas, bevor wir unsere Zimmer im YMCA inspizierten. Zerbrochene Fensterscheiben und Gemeinschaftsbad hin oder her - wir hatten immerhin eine rote Lampe überm Bett ;o) außerdem noch dunkelroten Teppichboden und dunkelrote Decken - passend zum Außenanstrich des Gebäudes.
Der Tag startete dann so richtig für mich im Indian Coffee House, wo mich ein Kellner im Prinzenkostüm mit zwei Tassen Kaffee zwar unwillig aber doch vor dem endgültigen Einschlafen bewahrte. Anne und Jan stießen nach dem Besuch der Messe in der Christ Church zu mir und bekamen ebenfalls ihren Koffeinschub.
So gestärkt machten wir uns auf den Weg und nahmen uns für den ersten Tag den „Heritage Walk No 1“ vor, der uns zu verschiedenen alten Gebäuden in Shimla führen sollte. Während wir so das dritte oder vierte Gebäude bewunderten, fiel mir auf der anderen Straßenseite ein wunderschöner, gepflegter Garten auf und weil das (mannshohe) Gartentor etwas offenstand, konnte man reinsehen, wenn man den Hals lang genug machte. Weil wir irgendwann zu dritt so dastanden, fiel das dem netten Herrn in dem Garten auf und er fragte uns, ob wir den Garten gern anschauen möchten. Aber klar, also rein! Drinnen erklärte er uns, dass das der Garten seines Chefs sei, und der tauchte auch gleich mitsamt seiner Frau auf und lud uns zu Tee und Keksen ein. Auch die Töchter des Hauses kamen nach Besichtigung desselben heraus und die Familie gab Anne und Jan noch viele Tipps zu ihrer geplanten Reise durch den Norden.
Am Ende des Heritage Walks befand sich die Viceregal’s Lodge - unser Harry-Potter-Schloss ;o) wir haben die kurze Führung durch das Erdgeschoss mitgemacht - ich hab kein Wort verstanden - und mal wieder gelernt, dass Regeln in Indien wohl mehr so Richtlinien sind. „Do not use the furniture“ heißt also - du kannst die alten, wertvollen Stühle ruhig zum Ausruhen verwenden, wenn dir die Füße wehtun.
Soweit zum guten Teil des Tages, denn dann kam…. DAS ESSEN. Der Empfehlung des Lonely Planet folgend machten wir es uns im Café Sol gemütlich und freuten uns auf ein mexikanisches Essen und zum Abschluss des Tages auf „die beste Kuchenauswahl in ganz Shimla“.
Nun. Was soll ich sagen. Die Nachos, die ich zur Vorspeise hatte, waren okay. Nicht okay war die Guacamole - wie sehr kann man eine Avocado vergewaltigen??????? Meine Cottage Cheese Fajitas waren sehr - indisch. Außer scharf genau gar nichts. Und dann kam der Kuchen. Das war der Punkt, an dem sich die tiefe Verzweiflung in Lachen äußerte. Zu dem Kuchen fällt mir außer künstlich und pappsüß eigentlich gar nichts mehr ein. Aber daran waren wir ja selber schuld, denn bei der Analyse der Lonely-Planet-Empfehlung fiel uns die Formulierung „beste Kuchenauswahl in ganz Shimla“ und ganz speziell das Wort „Kuchenauswahl“ auf. Das heißt ja nun nicht, dass der Kuchen an sich gut ist. Wieder was gelernt.
Am Montagmorgen hat uns die Gruppe am Nachbarfrühstückstisch eingeladen, mit zum Jakhoo Tempel zu wandern. Weil wir das ohnehin vorhatten und es in der Gruppe sicherer ist (wegen der vielen Affen), schlossen wir uns gern an. Jan bekam den Stock, damit er uns beschützen kann und so zogen wir los. Am Fuß des Hügels erklärte uns ein Schild, dass wir, wenn wir innerhalb von 30 Minuten den steilen Weg bewältigen, „sehr fit“ seien, 30 bis 45 Minuten bedeutet „mäßige Fitness“ und alles darüber ist gaaaaanz schlecht (wir haben 35 Minuten inklusive Pause gebraucht ;o).
Oben erwartete uns ein mäßig eindrucksvoller Tempel mit einer weitaus spektakuläreren Statue des Gottes Hanuman, dem der Tempel geweiht ist. An den Tempel schließt sich eine kleine Gartenanlage an, die wie alles andere ebenfalls von Rhesusaffen bevölkert ist. Jans Karriere als Held des Alltags gipfelte hier oben in der Rettung zweier indischer Mädchen vor einem allzu aufdringlichen Affen, der es auf die bunten Schals der zwei abgesehen hatte.
Nach dem Abstieg wagten wir uns zwecks Bekämpfung des Hungers in ein kleines Restaurant namens Alfa direkt am Scandal Point, also mitten im Zentrum Shimlas. Die Pilzsuppe war überraschend gut - und sogar mit echten Pilzen!
Für den Nachmittag waren wir mit den beiden neuseeländischen Damen aus der Vormittagsgruppe verabredet, die sich uns für die Besichtigung der Chadwick-Wasserfälle anschließen wollten.
Leider versicherte uns das Taxiunternehmen, bei dem wir sowohl Fahrzeug als auch Chauffeur mieten wollten, dass die Wasserfälle im Moment kein Wasser führten. Also änderten wir unsere Pläne und ließen uns stattdessen zum Potter’s Hill fahren, der etwas außerhalb von Shimla liegt und von dem die Bewohner der Stadt früher den Ton für Töpferarbeiten gewonnen hatten. Heute ist der Potter’s Hill ein wunderschönes Gebiet zum Wandern und mit einem Camp, das Schulen und Firmen für Outdooraktivitäten mieten können (Klettergarten mit indischen Sicherheitsbestimmungen inklusive).
Zurück in Shimla hab ich mein Gepäck eingesammelt und wir haben uns zum Abendessen im Ashiana eingenistet - Essen zum Glück ausgezeichnet und Ambiente noch besser. Das Restaurant ist in einem runden Pavillon untergebracht, in dem alles aus Holz ist und man durch die hohen Fenster auf den Ridge (den zentralen Platz) bzw. hangabwärts auf das darunter liegende Shimla schauen kann. In unserem Fall war das ein ziemlich spektakulärer Blick, denn der Ridge war komplett in Nebel getaucht, durch den das diffuse Licht der Straßenlaternen schimmerte. Zusammen mit dem am unteren Fensterrand gerade noch sichtbaren schmiedeeisernen Zaun und den Silhouetten der Bäume hatte ich das Gefühl, in einem uralten Film zu stecken ;o)
Jan und Anne haben mich danach zum Bus gebracht, der mich über Nacht zurück nach Delhi bringen sollte. Fahrstil war as usual und um halb sechs Uhr morgens hatte mich der Alltag in Form eines uneinsichtigen Tuc-Tuc-Fahrers wieder, der 250 Rupien haben wollte für ein paar Kilometer Fahrt. Weil ich noch uneinsichtiger war als er blieb es bei 80 Rupien - danke und tschüs.
Müde wie ich war, hab ich die Vorlesung gestern Früh ausgelassen und stattdessen am Nachmittag angefangen, die Bilder des vergangenen Wochenendes zu bearbeiten. Leider ist dann aus unerfindlichen Gründen (ich werde dem Internetfuzzi heute noch mal einen Besuch abstatten) das Internet weg gewesen, daher kann ich euch erst heute Bericht erstatten.

Bis bald!


Hello everybody,

finally I have time to tell you about our trip to the mountains. On Sunday and Monday we entered the foothills of the Himalaya, travelling to the small city called Shimla. Even the bus ride itself was an adventure because of the driver’s idea of driving - he didn’t think much of applying the brakes timely. Due to that, we experienced the absence of gravity a few times and were thrown out of our seats for centimeters.
But we got a reward for the bumpy night in terms of a gorgeous sunrise in the mountains. In addition to that, we had yummy bread with Nutella on it on The Ridge in Shimla before we checked out our rooms at YMCA. Well, broken windows and common bath or not, we had a red lamp above our bed, dark red carpeted floor and dark red blankets after all ;o)
My day really started at Indian Coffee House where a waiter in a prince’s costume served me two coffees - unwillingly but still. That way he saved me from dozing off after that long night without much sleep. Anne and Jan joined me after the Mass at Christ Church to get their caffeine boost as well.
Strengthened, we left the Coffee House and tried the “Heritage Walk No 1” for a start, which was meant to lead us to certain historical buildings around Shimla. Admiring the third or fourth building, a garden on the other side of the street caught my eye. I could see it just because the gate (which was as tall as a man) was ajar. This attracted the attention of the man inside the garden fence and he invited us to have a closer look at the garden. He then explained to us that this was the garden of his boss, who emerged from the house just then, accompanied by his wife. They kindly invited us to tea and biscuits, but only after a tour through their very old and beautiful restored colonial house. The two daughters of the couple joined us afterwards and the family gave many tips to Anne and Jan who wanted to journey further into the north.
At the end of Heritage Walk was the Viceregal’s Lodge - or Harry Potter’s Castle ;o) we joined the short tour through the ground floor - I did not get a word of it - and learned once more that rules in India are more like guidelines. “Do not use the furniture” seems to mean something like “If your feet hurt, you may well use the old, precious chairs to have a rest”.
Thus far, our day was fine but then came - THE DINNER. Following the recommendation of the Lonely Planet we settled in the “Café Sol’”, looking forward to a delicious Mexican dinner, finalizing with “the best choice of cakes in Shimla”.
Well. What can I say. The Nachos I got as a starter were okay. What was not okay was the Guacamole. How much violence can you use on an avocado????? My Cottage Cheese Fajitas were very - Indian style. Hot, but nothing else. And then the cake came. On that point, my desperation erupted in laughter because nothing else would have helped. I’m lost of words thinking of the cake except for synthetic and extremely sugary. However, this was our fault because when we analyzed the recommendation of Lonely Planet we stumbled over the phrase “best choice of cakes in Shimla” and especially over the word “choice”. Well, this doesn’t mean at all that the cakes themselves are good. Well, you learn something new every day.
On Monday morning, the travelling group from next table on breakfast invited us to join them when hiking up to Jakhoo Temple. That had been our plan anyway and because it was more safely in a larger group (due to the monkeys) we agreed. Jan got the wooden stick to guard us and we were off. At the foot of the hill there was a sign telling us we would be “super fit” if would take us 30 minutes or less to climb up. If it would take us 30 to 45 minutes our fitness would be “mediocre” and if we would need more than 45 minutes, our fitness would be dreadful - it took us 35 minutes, including a short break ;o)
Up on the top a moderately interesting temple awaited us with a far more spectacular statue of God Hanuman who is worshipped in the temple. Beside the building was a small garden area where (as everywhere else up there) loads of rhesus monkeys live. Jan’s career as a civil hero got a boost up there when he hastened to rescue two Indian girls whose scarves were attacked by a greedy monkey.
After the descent we sat into a small restaurant called “Alfa” at Scandal Point, that is to say in the center of Shimla, to fight our hunger. The Cream Of Mushroom was surprisingly delicious - and there were real mushrooms in it!
We had agreed to meet the two ladies from New Zealand (who were at Jakhoo Temple with us) to visit the Chadwick Waterfalls in the afternoon. Unfortunately, the taxi company where we wanted to rent a cab with driver, informed us that there would be almost no water on the waterfalls. Thus, we changed plans and had the chauffeur drive us to Potter’s Hill. This is a place a bit outside of Shimla where the inhabitants used to collect the clay for their pottery. Nowadays, Potter’s Hill is a marvelous area for hiking and also, there is a camp that can be rented by schools or companies for outdoor activities (crag with Indian security regulations included).
Back in Shimla, I collected my luggage and we headed off to Ashiana’s for dinner - luckily, food was excellent and the ambience even better. The restaurant is located in a circular pavilion, where all the furniture, floor, walls and ceiling is wooden. Through the high windows, you can see The Ridge or downwards on the city. When we were there, the view was quite spectacular because The Ridge was all foggy, what with the street lantern’s diffuse light gave the impression to sit in a very old film. Even reinforcing this impression was the part of wrought-iron fence just visible through the window and the silhouettes of the tree in the night.
After dinner, Jan and Anne accompanied me to the bus stop where I was supposed to drive back to Delhi overnight. Driving style was as usual and at half past five in the morning, daily routine was back in form of an unreasonable Tuc-Tuc-Driver who asked for 250 rupees for a few kilometer’s drive. I, being even more unreasonable, offered 80 rupees - and won in the end.
Being so tired, I skipped college the following morning and started selecting and editing the photos of the weekend in the afternoon. Unfortunately, my internet stopped working in the evening, so I was able to report to you only now.

See you!

Ashiana

Aussicht von Shimla

Bantony Castle - ehemaliges Polizeihauptquartier

Old Style Letterbox ;o)

Christ Church - zweitälteste Kirche Nordindiens

Garten in Shimla

Garten in Shimla

Rhesusaffe im Jakhoo Tempel

33 Meter hohe Statue des Gottes Hanuman im Jakhoo Tempel

Die Blumen müssen geschützt werden...

...denn die Affen sind ziemlich intelligent...

...und geschäftstüchtig. Schuh gegen Keks lautet das Motto

Kunst auf dem LKW ;o)

...und am Obststand.

Shimla's Plastikblumenbasar

Post Office

Potter's Hill

Potter's Hill

Potter's Hill

Hanuman-Languren am Potter's Hill

Shimla's Rathaus aus der Zeit der britischen Kolonialherrschaft

noch ein Affe

Blick auf Shimla bei Sonnenuntergang

Sonnenaufgang im Himalaya

immer noch Sonnenaufgang

Kuh im Bushäuschen

Viceregal's Lodge

Tischchen in der Viceregal's Lodge

Garten der Viceregal's Lodge

Viceregal's Lodge

Viceregal's Lodge

Gartenanlage der Viceregal's Lodge

2 Kommentare:

  1. Das sind echt wieder total schöne Fotos! Vielen Dank, dass du immer wieder so viele Bilder online stellst.
    Um die Abenteuer bei deinen Ausflügen, beneide ich dich schon ein bisschen.... ;-)
    Vor allem, weil bei uns der übliche Herbstalltag eingekehrt ist: viel Arbeit (in der FHV und im Ried), viele Termine und viel zu kurze Tage....

    Übrigens, es hatte vor ca. zwei Wochen am Bödlee schon mal Schnee!

    CU und alles Gute,
    Manuel

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  2. Lieber Manuel,

    vielen Dank für das Lob! Ich scheue auch keine Anstrengung (oder nächtelanges Laufenlassen des Laptop) um euch mit Fotos zu versorgen ;o)

    Das Gerücht um den Schnee hab ich gehört - angeblich soll sogar das Bürgle angezuckert gewesen sein! Trotzdem, dass ich die Sonne und die Wärme hier genieße (und in Goa noch viel mehr genießen werde), hoffe ich doch, dass noch ein bisschen Weiß übrig sein wird, wenn ich wieder komme!

    Liebe Grüße
    Tanja

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